ESP

Die Deutsche Verkehrswacht spricht sich dafür aus, das Elektronische Stabilitätsprogramm (ESP) umfangreich einzusetzen und auf seine Wirkungsweise hinzuweisen.

Die Ausrüstungspflicht von Neufahrzeuge mit einem ESP ab dem 01.11.2014 ist ein wichtiger, zukunftsweisender Schritt für die Verkehrssicherheit. Unfallforscher schätzen, dass mit ESP in Deutschland pro Jahr 37.000 Unfälle mit Verletzten und 1.100 Unfälle mit Getöteten vermieden oder zumindest in ihren Folgen abgeschwächt werden könnten.

Glücklicherweise hat die Marktdurchdringung dieses entscheidenden Sicherheitssystems in den letzten Jahren stark zugenommen. Dies spiegelt sich zunehmend im Bewusstsein der Verbraucher wieder, die den deutlichen Sicherheitsgewinns des Systems erkennen. Umso wichtiger ist es, auch beim Gebrauchtwagenkauf auf dieses Ausstattungsmerkmal zu achten und das System während der Fahrt nicht manuell zu deaktivieren.

Beschlussfassung

ESP ist heute neben Sicherheitsgurt und Airbag ein wichtiger Lebensretter und sollte in keinem Auto fehlen. Zusätzlich sollte sich der Autofahrer bewusst sein, dass er bei manueller Deaktivierung des Systems auf einen erheblichen Sicherheitsgewinn verzichtet. Das ESP unterstützt den Autofahrer in kritischen Situationen dabei, sein Fahrzeug in der Spur zu halten.

Dies gilt gerade für eine Zielgruppe, die den Verkehrswachten besonders am Herzen liegen – die jungen Fahrerinnen und Fahrer. Aufklärung tut hier besonders Not – gerade wir als Verkehrswachten können unsere Möglichkeiten nutzen, die Vorteile und den richtigen Umgang dieses bewährten Unfallvermeiders entsprechend ins Bewusstsein zu rufen.

Funktionsweise

Auch ein umsichtiger Fahrer kann ins Schleudern kommen: In der zu schnell angegangenen Autobahnausfahrt, auf der Öllache in der Kurve oder beim Ausweichen, weil plötzlich ein Gegenstand auf der Straße liegt. Von den Tücken auf Eis und Schnee ganz zu schweigen. Plötzlich schwenkt das Heck aus oder das Auto rutscht stur geradeaus. Leider kommt es immer wieder zu kritischen Fahrsituationen, in denen der Fahrzeugführer zum Passagier wird. Um diese Situationen erheblich zu reduzieren unterstützt das elektronische Stabilitätsprogramm ESP. Es verhindert gefährliche Schleuderbewegungen und ist der beste Beifahrer.

ESP vergleicht die Lenkbewegungen des Fahrers mit den Reaktionen des Autos. Daraus errechnet es präzise, wohin der Fahrer lenkt. Genauso präzise erkennt ESP, ob das Auto dorthin fährt, wohin der Fahrer lenkt. Stimmen Fahrerwunsch und Fahrtrichtung überein, greift ESP nicht ein. Erkennt das Stabilitätsprogramm jedoch, dass das Auto in gefährlichem Maße unter- oder übersteuert, leitet es sofort unterstützende Maßnahmen ein, wie:

  • Abbremsen des kurvenäußeren Vorderrades beim übersteuernden Auto oder
  • Abbremsen des kurveninneren Hinterrades beim Untersteuern, um das Auto in eine engere Kurve zu zwingen sowie
  • Drosseln des Motors, um Tempo wegzunehmen.

Darüber hinaus werden die Komponenten des ESP genutzt, um durch entsprechende softwareseitig abgebildete Regelungen die Sicherheit und den Komfort für die Insassen weiter zu erhöhen. So dienen die Informationen der ESP-Sensorik dem automatischen Gurtstraffer oder der aktiven Lenkung. Auch kann ein „Anhänger-ESP“ realisiert sein, welches das gefährliche Schlingern des Gespanns verhindert. Eine weitere Sicherheitsfunktion ist beispielsweise der elektronische Bremsassistent zur Sicherstellung des minimalen Bremsweges. Auch Systeme, wie die Berganfahrhilfe oder ein Reifenkontrollsystem, die auf Drehzahlunterschiede einzelner Räder reagieren, können durch die Hardwarekomponenten des ESP abgebildet werden.

ESP ist deshalb so wertvoll, weil:

  • es Querschleudern in den Gegenverkehr oder an Bäume und damit gefährliche Seitencrashs vermeiden kann (im Falle eines unvermeidbaren Unfalls kann ESP dazu beitragen, dass das Auto nicht mit der Seite – seiner verwundbarsten Stelle – sondern mit der Frontpartie auf das Hindernis prallt, wo große Knautschzonen, Gurte und Airbags die Insassen schützen);
  • es bei jedem Wetter zur Stelle ist (ESP kann das Fahrzeug auf trockenem Asphalt, auf nassem Kopfsteinpflaster, auf Schnee oder Eis mit angepassten Regelstrategien in Sekundenbruchteilen stabilisieren);
  • es auch Familienautos sicherer macht (ESP senkt gerade bei Autos mit hohem Schwerpunkt – Vans, SUVs und Transportern, die in zu schnell gefahrenen Kurven und beim plötzlichen Ausweichen besonders kritisch sind – das Unfallrisiko erheblich);
  • es gewisse Fahrfehler viel besser ausbügelt als es dem Fahrer selbst möglich ist und so häufig schwere Unfälle vermeidet, die durch missglückte Lenkkorrekturen entstehen.

Trotz der unbestreitbaren Vorteile von ESP zeigen die Erfahrungen, dass gerade bei den preissensiblen, jungen Fahranfängern im Falle des Autokaufs noch kein Bewusstsein für die Notwendigkeit von ESP vorhanden ist. Bei Kleinwagen hat die Ausstattungsdichte mit ESP erst in den letzten Jahren zugenommen und die bei jungen Fahren aus Preisgründen beliebten älteren Mittelklasse-Fahrzeuge verfügen ebenso nicht durchgängig über ESP.

Alle wünschen sich mehr Sicherheit, aber wenn es darum geht, Geld dafür auszugeben, steht sie auf der Wunschliste der meisten Kunden ziemlich weit hinten – weit hinter Design, Qualität, Preis und Komfort. Diese Erfahrung der Hersteller macht deutlich, dass Aufklärung wichtiger denn je ist. Die Verkehrswachten sind aufgerufen, hier einen Beitrag zu leisten.

Beschluss von 2009, redaktionelle Überarbeitung 2014

IHR ANSPRECHPARTNER

Heiner Sothmann
Pressesprecher
presse@verkehrswacht.de030-516510521

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