Elektromobile

Für die Verkehrswacht ist vor allem auch die Frage wichtig, wie es mit der Verkehrssicherheit von Elektromobilen steht. Muss sich der Verkehrsteilnehmer zum Elektroauto anders verhalten als zu den bisherigen Fahrzeugen, um Sicherheit zu gewährleisten? Und – der Elektromotor kommt nicht nur ins Auto: Noch früher wird er im Fahrrad, im Roller und vielleicht im Motorrad eingesetzt. Was bedeutet das für die Verkehrssicherheit?

Beschlussfassung

Elektrofahrzeuge werden sich in den nächsten Jahren für bestimmte Einsatzzwecke sicherlich zunehmend durchsetzen und damit für die Verkehrssicherheitsarbeit ein immer wichtigerer Faktor sein. Als Verkehrswachten müssen wir dieses Thema kontinuierlich begleiten, um die Entwicklung und Einführung von Elektrofahrzeugen zu beobachten, und gegebenenfalls Einfluss zu nehmen. Bereits heute schon kann aber konkrete Aufklärungsarbeit über Möglichkeiten und Vorteile von Elektromobilen erfolgen, um dieser neuen Technologie zum Durchbruch zu verhalfen. Dafür sind wir als Verkehrswachten prädestiniert.

Problembeschreibung

Wenn es nach der öffentlichen Wahrnehmung geht, steht die flächendeckende Einführung von Elektroautos kurz bevor. Die Realität sieht jedoch anders aus: Eine Mil­lion Elektroautos sollen laut Bundesregierung bis 2020 auf den Straßen rollen – das wären gerade mal gute 2 % aller Pkw. VW peilt einen Verkaufsanteil der Stromer von 3 % an – im Jahr 2018. Worin liegen also die Ursachen, dass sich E-Mobile allenfalls in homöopathischen Dosen durchsetzen und wie kann man die Rate erhöhen?

Elektrofahrzeuge sind älter wie Autos mit Verbrennungsmotor und technisch kein Problem. Ein Elektromotor und eine Batterie als Energiespeicher anstelle des Otto- oder Dieselmotors ist alles, was man dafür braucht. Der Teufel liegt jedoch im Detail.

Umfragen zeigen, dass die Mehrheit der Fahrer kein Auto akzeptieren, das nicht min­desten 250 km am Stück weit kommt – ein Wert, der mit der aktuellen Batterietechnik nicht erreichbar ist. Das hilft auch kein Argument, dass das Gros aller Alltagsfahrten un­­­ter der für E-Mobile problemlos bewältigbaren Strecke von 50 km liegt. Auch die Ladeinfrastruktur ist nicht das Problem. Das Aufladen geschieht in der Regel zu Hause oder am Arbeitsplatz. An beiden Orten stehen die Fahrzeuge so lange, dass normale Stromstärken zum Vollladen reichen. Als kleiner Zweitwagen für die Fahrt zur Arbeit oder den Einkaufstrip am Wochenende sind selbst die heute verfügbaren Elektromobile allemal geeignet.

Die entscheidende Frage ist jedoch, ob sie auch bezahlbar sind und ob der Kunde willens ist, viele Tausender draufzulegen, um mit kleinerer Reichweite zu fahren. Schnell kommt da der Ruf nach staatlicher Förderung. Dabei nur ans Geld zu denken, erscheint etwas kurz gegriffen. Nutzervorteile, beispielsweise die Benutzung von Busspuren, das Befahren sonst gesperrter Innenstadtbereiche oder privilegierte Parkplätze in den Zentren, können für eine große Zielgruppe, nämlich technikverliebte, gutverdienende Stadtbewohner und die Fahrer kleiner Zweitwagen, die ohnehin kaum die Stadt verlassen, das E-Mobil trotz Mehrpreis interessant machen.

Das Elektroauto wird den Verbrennungsmotor allenfalls in einigen Jahrzehnten zu einem größeren Teil ersetzen. Es kommt nur, wenn die politischen Rahmenbedingungen dafür günstig sind und wenn Forschung und Entwicklung entscheidende Verbesserungen bei Energiespeicher, Energieverbrauch aller Nebenaggregate, Fahrzeugtechnik und Infrastruktur schaffen.

Wie steht es mit der Umwelt? Richtig ist, dass der Stromer auf der Straße keine Abgase produziert, was ihn für hochbelastete Innenstädte zu Recht interessant macht. Die Umweltbilanz insgesamt sieht jedoch nicht ganz so rosig aus. Beim heutigen Ener­giemix aus Kernenergie, Kohlemeilern, Windrädern und sonstigen Quellen werden 575 Gramm CO2 pro Kilowattstunde freigesetzt – damit kommt ein Elektroauto im Alltag rund 6 km weit und es kann in der CO2 – Bilanz mit den besten Diesel-Fahr­zeugen gerade noch mithalten. In anderen Ländern, etwa in China als den größten Markt für Elektroautos, sieht wegen der vielen Kohlekraftwerke die Ökobilanz noch viel schlechter aus. Das Elektroauto hat das Potential, extrem umweltfreundlich zu sein, was Verbrauch und CO2-Emissionen angeht – allerdings nur dann, wenn die Stromerzeugung weitgehend aus erneuerbaren Energiequellen geschieht.

Ein weiteres Problem darf nicht außer Acht gelassen werden, die Batterie. Nicht nur der notwendige Quantensprung, was Energiedichte und damit Ladekapazität, Reichweite und Preis angeht, ist zu bewältigen. Gerade die heute als Zukunftslösung so angesagten Lithium-Ionen-Batterien verdoppeln durch die bei der Rohstoffgewinnung und Herstellung der Akkus verbrauchte Energie den CO2 – Ausstoß in der Produktionsphase eines E-Autos gegenüber seinem Pendant mit Verbrennungsmotor.

Wie steht es mit der Sicherheit? Die Fahrzeuge haben zwar in der Regel (außer bei Hybridfahrzeugen und solchen mit Range Extender) keinen Kraftstofftank, allerdings treten bei diesen Fahrzeugen Hochspannung bis zu 400 V auf, die konstruktive Si­cherheitsmaßnahmen erfordern, um die Benutzer, das Werkstattpersonal und die Hel­fer nach einem Unfall zu schützen. Dies ist jedoch technisch machbar und durch die periodische Fahrzeugüberwachung wäh­rend der Nutzungsdauer des Fahrzeuges sicherzustellen. Auch die Crashsicher­heit von Fahrzeugen mit Lithium-Ionen-Bat­terien lässt sich in Griff bekommen, wenngleich bei allen diesen Themen natürlich noch zusätzliche Entwicklungen notwendig sind.

Ein Vorteil, nämlich die fast vollständige Geräuschlosigkeit der Elektrofahrzeuge während der Fahrt, kann sich aus Sicherheitsgründen auch zum Nachteil auswirken. Wenn Fußgänger und Radfahrer das Elektrofahrzeug nicht mehr akustisch in üblicher Weise wahrnehmen können, dann erfordert dies ein Umdenken bei allen Verkehrsteilnehmern. Hier wird die Industrie noch „Soundlösungen“ finden müssen, was aber bei vernünftigen Regeln machbar sein wird.

Hamburg, 5. Juni 2010

IHR ANSPRECHPARTNER

Heiner Sothmann
Pressesprecher
presse@verkehrswacht.de030-516510521

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